Alleinbleiben und Trennungsangst

Alleinsein und die Angst vor Trennung - ein häufiges Problem bei Hunden.

Alleinbleiben und Trennungsangst

ist ein weit verbreitetes Problem, wobei sehr viele Hundebesitzer „dieses Leiden an ihrem Hund“ gar nicht wahrnehmen, verharmlosen oder es billigend in Kauf nehmen; …er ist einfach so…. In einer Trennungsangstphase durchlebt der Hund „die Hölle auf Erden“!

Physisch wie psychisch ist der Hund einer extremen Belastung, extremen Stress ausgesetzt, eine wirkliche Qual. Die körperlichen und psychischen

Trennungsangst ist in den meisten Fällen eine anerzogene Verhaltensstörung, der man mit etwas Zeit und Mühe vorbeugen kann.

Symptome reichen von allgemeiner Unruhe, Kläffen oder Jaulen, mit dem Pfoten scharren (Hecheln, Hyperaktivität usw.), Verunreinigung durch Urin oder Kot absetzen, bis hin zur Zerstörungswut (ein Ventil zur Abreaktion der nicht zu ertragenen Stressbelastung, man kann es auch als Hilfeschrei bezeichnen, wobei nicht wenige Hundehalter dem Hund die Schuld geben;…er macht es mit Absicht), bis zum akuten Schock oder Herz/Kreislaufversagen! Unkontrolliertes, unberechenbares Verhalten, mitunter stellt/legt sich der Hund dem Besitzer im Weg, wobei manche Hunde ihren Besitzer sogar die Zähne zeigen oder sogar angreifen, versteckt Schlüssel, Schuhe usw. um das Alleingelassen zu verhindern. Um hier nur einige zu erwähnen…
Bei aufkommender Aggression wird der Hund in den meisten Fällen, wenn er noch Glück hat, ins Tierheim verbannt, … wieder mal aufgrund schwerwiegender Fehler des Menschen.

Betroffen sind sehr oft Hunde unter zwei Jahre, aus zweiter Hand, einige Rassen in sich, von Hundehändlern oder Tierheimhunde.

Was ist die Ursache von Trennungsangst?

Fehlprägung (von Mutterhündin oder Zweithund), Fehlerziehung und Fehlhaltung in erster Linie, des weiteren oder speziell, zu große Abhängigkeit vom Menschen! „Zuviel“ Liebe und Zuwendung.  Um mit diesem Hund wieder oder endlich in Harmonie leben zu können, werden Sie nicht drum herum kommen einem „Hundeexperten“ um Hilfe zu bitten. Um mich richtig zu verstehen, als „Experte“ kommen in solchen Fällen Tierpsychologen, Verhaltenstherapeuten, Kynologen, Ethologen usw. in Frage.

Der gravierendste Fehler der immer wieder von Hundehaltern mit solchen Problemhunden gemacht wird, ist das Tadeln/Strafen.

Situation: Aufgrund der Trennungsangst befindet sich der Hund in einer „wie oben kurz erläutert“ extremen Stresssituation. Daraus resultierend wird er in irgend einer Form negatives Verhaltensmuster an den Tag legen. Wenn nun der Halter nach Hause kommt, bedeutet es für den Hund ein SOFORTIGER, situationsbedingter Rücklauf der Stresssituation, evtl. bis zum völligen Verschwinden aller Symptome. Der Hund ist mitunter wieder ganz normal… .

Er wird den Halter freudig begrüßen wollen, da er endlich wieder zu Hause ist, der Halter hingegen sieht die Bescherung und tadelt/ bestraft den Hund und damit hat der Halter „Benzin ins Feuer gegossen“. Was geschieht nun? Der Stressfaktor „Allein – gelassen – sein – Panik“ graduiert (stufenweiser Übergang) nun in Richtung  „Herrchen / Frauchen – kommt – nach – Haus – Panik“. Das heißt mit anderen Worten, um so näher der Zeitpunkt rückt an dem der Halter nach Hause kommt, um so größer wird die Stresssituation!

Vorbeugende Maßnahmen:

Wie beim Erziehungsaspekt, sollten Sie auch hier eine Systemplanung vornehmen, die von zwei sehr wichtigen Faktoren abhängen. VERGESSEN SIE DIESE NIE !

1. Der Hund besitzt einen zeitlich begrenzten Stressfaktor von den ersten 50-60 Minuten! Das heißt, die ersten 50 bis 60 Minuten des Alleinseins, sind die kritischsten und bedürfen einer besonderen Aufmerksamkeit! Unser Ziel (Plan 1) sollte in erster Linie sein, den Hund an die ersten 50 Minuten unproblematischen Alleinseins heran zuführen. Wenn Sie diese geschafft haben, ist der wichtigste Schritt getan… Super!!

2.  Der Hund hat eine zeitlich begrenzte Wahrnehmung von ca. 2 Stunden! Das heißt: die ersten zwei Stunden sollte man geduldig und mit sehr viel Einfühlungsvermögen anstreben. Hat man die ersten 50-60 Minuten des Alleinseins problemlos geschafft, ist der Stressfaktor sehr gehemmt und man müsste schon eine „Hauswand geknutscht“ haben um jetzt noch Fehler zu begehen. Man fährt genauso fort wie in Plan 1. Der Hund kann zwei Stunden problemlos allein bleiben? Gehen Sie auf Sicherheit und lassen den Hund vormittags und abends jeweils zwei Stunden alleine, mindestens aber einmal am Tag, „eine Woche lang! Keine Probleme? Dann haben Sie es geschafft!

JETZT können Sie in großen Schritten fortfahren, jeden Tag eine viertel Stunde länger, also heute 2  1/4  Std., morgen 2  1/2 Std., übermorgen 2  3/4 Std., usw. so dass Sie in vier Tagen auf drei Stunden kommen, in acht Tagen auf vier Stunden.. Aber trotzdem, selbst einen erwachsenen Hund der professionell hier rauf trainiert ist, sollte man nie länger als 5 Stunden allein lassen, das ist schon der äußerste Grenzbereich. Sollte es dennoch Rückschläge geben, machen Sie in seinem Toleranzbereich weiter, ruhig und geduldig.

...Prophylaxe kontra Trennungsangst

In der Praxis dieses Trainings ist das Stimmungs-Barometer des Halters von fundamentaler Bedeutung. Das heißt: Wenn ich den Hund in einer Phase der Erregung und Nervosität allein lasse, wird es sich auf den Hund übertragen und die Wahrscheinlichkeit eines Misserfolges sind sehr groß! Die Grundvoraussetzung einen Hund alleine zu lassen, ob in den ersten Stufen des Trainings oder bei einem trainierten Hund, sind immer; ruhig, ausgeglichen und diese Situation als selbstverständlich sehend, einzuhalten. Vorbeugend und parallelisierend darf der Hund den Halter NICHT in jeden Raum begleiten. Grundsätzlich wenn wir in einen anderen Raum gehen, schließen wir die Tür hinter uns, dass der Hund nicht folgen kann. Unterstreichend streben wir parallel hierzu ein Geduldstraining an, was dem Hund erzieherisch auf seinen Platz „bindet“. Wir können ihn zum Beispiel seine Hauptmahlzeiten an dem gewünschten Platz zuführen… . Er sollte auch nicht in unserem Bett übernächtigen, in den meisten Fällen ist dies eine auslösende Komponente zu übergroße Bindung und zur Trennungsangst. Der zweite sehr wichtige Faktor ist, die Wahrscheinlichkeit eines Misserfolgs im Vorfeld so gering wie möglich zu halten.

Für das Training bereiten wir daher den Hund in erster Linie „körperlich“ vor, indem er sich vorher gut körperlich betätigen konnte (macht müde und senkt daher die Stressanfälligkeit).

Des weiteren bekommt er folgend eine gute Mahlzeit (macht schwerfällig, steigert die Müdigkeit und wirkt ebenso desensibilisierend auf Stress.)

Beginnen Sie niemals das Training wenn der Hund gerade unausgelastet ist oder sich in Spiellaune befindet, dies senkt den Erfolgsgrad ganz erheblich. In der weiteren Vorbereitung wird der Hund ca. 20 Minuten mit leiser ruhigen Musik, Balladen, Blues, Klassik (z.B. Vivaldi, Die vier Jahreszeiten) mit Absicht ignoriert, er wird sicherlich müde. Sollten wir zu aufgeregt oder nervös sein, brechen wir das Training ab. Neutrale Ruhe und Ausgeglichenheit muss in uns sein, mentale Vorbereitung kann hier von großer Hilfe sein.

ERSTER Schritt: Wir gehen nach der Vorbereitung einfach aus der Wohnung. Warten einige Sekunden, gehen wieder in die Wohnung, entnehmen den an der Wohnungstür stehenden „Leckerlibehälter“ einige Leckerli und gehen zu der Stelle, wo wir uns wünschen das sich der Hund dort in Zukunft aufhalten soll, und belohnen ihn dort mit der Futterzuführung. Sollte er uns bei Eintritt in der Wohnung zur Begrüßung entgegenlaufen, wird er ignoriert bis wir an dem Platz sind, wo wir ihn uns wünschen. Sollte er was angestellt haben und wir konnten ihn nicht auf frischer Tat ertappen, wird dies einfach ignoriert, der Hund wird wie immer gelobt, NIEMALS strafen!   Nach (alle) zwei Stunden „Alltag“ wiederholen wir es. (Achtung, hier wieder eingehend die Warnung: unterliegt der Hund schon der Trennungsangst,  NIEMALS  STRAFEN !!!). Expertenhilfe erforderlich!

Zweiter Schritt: Vorbereitung wie oben. Wir gehen aus der Tür und warten etwas länger, 1-2 Minuten. Gleiche Belohnung am gleichen Platz, gleiche Handlungen wie oben. Wir weichen niemals von dieser Linie ab. Immer das gleiche Repertoire. Sind wir z.B. schon auf 15 Minuten und er hat was angestellt, gehen wir nächstes Mal auf 10 Minuten zurück. Erwischen wir ihn bei einer Zerstörung, aber wirklich nur auf frischer Tat (!!), wird er IMMER getadelt. Eine Sekunde später, wenn er ihnen z.B. entgegen läuft beim Betreten der Wohnung, ist es schon zu spät.

Bei Urin oder Kot Absetzung, ohne das wir ihn auf frischer Tat ertappt haben (vor der Vorbereitung zum Allein, lösen lassen!), belohnen, (begrüßen) wir ihn wie gehabt, und gehen sofort mit ihm zum „Lösungsplatz“ (siehe Stubenreinheit). Hier müssen wir den Bewegungsradius des Hundes einschränken (z.B. Hundebox u.a.) oder wenn der Hund nicht darauf trainiert ist, tut es ein kleiner Raum (frisches Wasser beistellen!) auch.

Nutzen Sie den Zeitraum des „Alleinseintrainings“ wenn der Hund sowieso seine Mahlzeiten bekommt. Wenn seine Aktivität (meist nach dem Ruhen, Schlafen) am höchsten ist, hat dieses Training wenig Sinn. Räumen sie für den Welpen, aus Angst der Zerstörung, niemals die Wohnung um oder aus. Wenn Sie etwas entfernen, kann er nicht lernen damit „umzugehen“.

Des weiteren werden Kauknochen und andere Spielzeuge vorher weggeräumt. Es hätte fatale Auswirkungen wenn er in Ihrer Abwesenheit an einem Knochen erstickt. Besondere Gefahren herrschen bei Wolle, Garn, Kaukordel.

Hier kann sich ein Faden um seine Zunge verwickeln und diese anschwellen lassen, ebenso sind offen liegende Stromkabel eine tödliche Gefahr für Ihren Freund.

Dieses ist keine einfache Aufgabe, aber auf jeden Fall der Mühe wert. Im Zweifelsfalle immer einen Fachmann zu Rate ziehen.

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